Ein wilder Ritt zum Ende der Welt –
Über vereiste Straßen zum Nordkap
Stand 03. August 2024
Wir möchten Dir hier von unserer herausfordernsten Etappe unserer Reise zum Nordkap berichten. Alle Fakten und Infos findest Du unter diesem Beitrag. Viel Spaß beim virtuellen „Mitfahren“ 🙂
Norwegen begrüßt uns auf seine eigene Weise
Eine eisige Rutschpartie
Frisch von den endlosen Schneestraßen des Inari-Gebiets in Finnlands, wurden wir an der norwegischen Küste unsanft aus unseren Reiseträumen geweckt. Die bisher gut befahrbaren Schneestraßen im eiskalten Lappland wichen vereisten Huckelpisten entlang der schroffen Küstenline des Porsangerfjords. Hier, wo sich das europäische Nordmeer und die Barentsee treffen, wird das Wasser des Ozeans durch den Golfstrom erwärmt. Das bedeutet auch mildere Wasser- und Lufttemperaturen im Winter. Durch den Wechsel von Minusgraden in der Nacht und Tauwetter am Tage wurde das Befahren der Straßen für uns zu einer echten Schlitterpartie und einem Härtetest für unsere Reifen und Nerven. Vom Campingplatz in Olderfjord ging es also los – die letzte Etappe bis zum Kap wartete auf uns.

Aber wir waren guter Dinge, die Aussicht war phänomenal und wir fühlten uns wie in einem Film. Hinter jeder Ecke wartete ein noch spektakuläreres Postkartenmotiv auf uns. Die Landschaft dort oben ist geprägt von schneebedeckten Moosen, Flechten und Gräsern. Bäume sucht man hier vergeblich, denn wir befinden uns mitten in der Tundra und die Baumgrenze liegt hier auf Meereshöhe. Leider hatten wir Mitte November nicht viel Zeit, diese einmalige Landschaft bei Tageslicht zu genießen, denn die Dunkelheit kommt hier schnell und in absoluter Schwärze.
Schwarze Nächte und pastellfarbene Tage
Die Winter im Norden sind lang, kalt und vor allem dunkel. Sobald die Nacht Einzug hält, taucht die Dunkelheit die Landschaft in ein tiefes Blau und wenig später in tiefes Schwarz, das nur gelegentlich vom sanften Schein des Mondes und der Sterne erhellt wird. Die Stille, die über den weiten, schneebedeckten Ebenen und fjordgesäumten Küsten liegt, wird nur selten vom Knarzen des Schnees oder dem Knistern des Eises unterbrochen. Die Sonne zeigt sich rar und wenn sie sich für ein kurzes „Hallo“ über den Horzont wagt, ist ihr Licht von einer ganz besonderen Schönheit. Sie färbt den Himmel und die umliegende Szenerie erst in Orange und Gelbtönen, später in leichtes Rosa und zartes Blau und zum Abschied in tiefes Rot-Orange.
Auf unserer Tour Mitte November ging die Sonne um 9:24 Uhr auf und um 12:36 Uhr bereits wieder unter. Nicht viel Zeit für Tagesaktivitäten. Aber zum Bestaunen der spektakulären Lichtmalerei reicht es allemal.


Nur noch ein Stückchen die Straße runter!

Verfahren kann man sich auf dem Weg zum Nordkapp nicht wirklich. Die E69 führt stetig nordwärts und passiert auf diesem Wege am Fjord entlang höchstens noch das ein oder andere Dörfchen oder kleine Ansammlungen von bunten, verwitterten Holzhäusern, die in der einsamen Landschaft ein wenig deplaziert wirken. Die extreme Witterung dieses Gebiets hat auch an ihnen ihre Spuren hinterlassen.


Wir passierten immer wieder Tunnel und Brücken und durch die rutschige Fahrbahn kamen wir nur sehr langsam voran. Jede Kurve musste mit Bedacht gefahren und auf jeden kleine Reaktion von Rüdi musste geachtet werden. Du kannst dir bestimmt vorstellen, wie angespannt wir waren. Nach 45 km Iceroad-Experience und 40 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit, hatten wir bei einer kurzen Pause und einem heißen Kaffee den Entschluss gefasst, heute nicht bis zum Nordkap durchzufahren. Es wurde bereits dunkel und wir wollten den Pass zum Kap auf keinen Fall ohne Tageslicht bestreiten. Also setzten wir uns ein Ziel, von dem wir am nächten Morgen das Abenteuer Nordkap starten würden.
Wir wählten einen kleinen Rastplatz direkt hinter dem Nordkapp-Tunnel als unser heutiges Ziel aus. Diesen sehr speziellen Tunnel galt es aber heute noch zu durchfahren. Er ist knapp 7 km lang und führt mit 9% Steigung abwärts (und natürlich am Ende auch wieder aufwärts) auf 212 Meter unter dem Meeresspiegel der eisigen Barentsee entlang und verbindet so das europäische Festland mit der Insel Magerøya, auf der das Nordkap liegt.
Nach dieser beeindruckenden Tunnelfahrt hatten wir es endlich zu unserem Schlafplatz für die lange Nacht geschafft. Es war erst früher Nachmittag und trotzdem schon so gut wie stockduster. Auf dem kleinen Rastplatz „Kobbholneset Parking“ machten wir es uns nun in Rüdi gemütlich, kochten Spaghetti Bolognese und aßen um 15 Uhr nachmittags „zu Abend“. Noch zwei weitere Camper standen mit uns hier, aber alles war ruhig und wirkte als hätte jemand die Zeit angehalten. Nach dem Essen bereitete Tim alles für einen gemütlichen Filmabend vor und ich checkte die Wetter- und Polarlichtvorhersage. Die letzten Tage war es bedeckt und trüb. Heute aber war der Himmel weitestgehen klar und der KP Wert stieg von Stunde zu Stunde. Sollten wir heute Nacht das erste Mal auf dieser Reise Glück haben?
Ich machte also Kamera und Stirnlampe startklar und verbrachte den späten Nachmittag, statt im gemütlichen Bett, vor der Tür und fror mir die Pfoten ab. Nach Einsetzen der Dunkelheit erreichten wir, trotz Küstenlage locker – 8°C und der Wind wurde immer heftiger und war eisig kalt. Um 17:50 Uhr war es dann tatsächlich soweit. Ganz zaghaft erschienen kleine grüne Schimmer in der löchrigen Wolkendecke. Der Wind löste die Wolken aber immer mehr auf und aus einem Schimmer wurde schnell ein Glanz und aus dem Glanz ein ganzes Feuerwerk. Die grünen Schleier der Polarlichter schlängelten und wanden sich nun über den schwarzen Nachthimmel. Alles leuchtete und die Aurora war so stark, dass sie mit bloßem Auge betrachtet werden konnte. Ich hämmerte gegen Rüdis Tür und rief Tim zu, dass er unbedingt herauskommen musste, um sich dieses wunderschöne Spektakel anzusehen.
Die Aurora Borealis, die sagenhaften Nordlichter, hatten mit ihrem Auftritt begonnen.



Wir standen schweigend da, total überwältigt von der Schönheit dieses Moments. Mir kamen vor Staunen und Freude die Tränen. Es war, als ob die ganze Welt kurz stillstehen würde, nur um diesen magischen Augenblick zu erleben. Die tanzenden Lichter fühlten sich fast lebendig an, als ob sie uns eine uralte, mystische Geschichte erzählen wollten. Ich hatte keine Ahnung, wie lange wir da standen und wie lange das Spektakel dauerte – Minuten, Stunden? Die Zeit schien für diese Moment keine Rolle zu spielen. Ich war komplett im Hier und Jetzt, wiedereinmal verzaubert von der Schönheit des Nordens.


Wir verbrachten noch eine ganze Weile draußen und versuchten die Aurora auf unseren Bilder einzufangen. In Wahrheit gelingt einem das nur oberflächlich. Die Stimmung und Atmosphäre ist leider nichts, was man einfach so einfangen und konservieren kann. Diese Erinnerung und die Emotionen bleiben nur in unseren Herzen, für immer.
Nachdem wir völlig durchgefroren waren ließen wir den Abend bei einem Wein ausklingen. Noch immer ganz benebelt von der Freude und dem Staunen. Die Nacht war ruhig, obwohl wir direkt neben der E69 standen. Hier kam zu späterer Uhrzeit kein Fahrzeug mehr vorbei.
Unser Plätzchen für die Nacht erwies sich aber auch am nächsten Morgen bei Tageslicht als wahres Schmuckstück. Die Morgen-Dämmerung beleuchtete sanft die umliegenden Berge und moosbewachsenen Hügel. Die klirrende Kälte und der schneidende Wind machten uns auf unserer kleinen Hunderunde richtig wach. Wir streiften durch die nähere Umgebung und wanderten auf eine kleine Anhöhe, auf der anderen Straßenseite. Der Ausblick auf den Fjord und die kleinen, eisbedeckten Inseln war unglaublich. Hier haben wir das erste Mal „die Arktis“ wirklich gefühlt und wurden uns bewusst, wie weit wir schon gekommen waren.

Nach unserem kleinen Spaziergang wurde es dann ernst: Wir nahmen Kurs auf Honningsvåg, dort wollten wir noch einmal Wasser und Diesel tanken, bevor wir uns auf die Passstraße zum Kap wagen würden.
Die letzte Etappe

Honningsvåg ist die letzte kleine Stadt, und somit die letzte Möglichkeit noch Besorgungen zu machen und aufzutanken. Von hier aus gibt es auch einen Shuttleservice zum Nordkap. Mit seinen knapp 2.250 Einwohnern, darf man jedoch keine Großstadt erwarten. Es gibt jedoch alles was man benötigt. Gerade auch durch den Kreuzfahrt-Tourismus ist Honningsvåg infrastrukturell gut aufgestellt.


Nun geht es also los – Von Honningsvåg sind es noch knapp 21 km bis zum Nordkapp Konvoi.
… Im Winter ist es, bei schwierigen Wetterlangen, nur möglich mit einem Konvoi zum Kap zu gelangen. Hier sorgen Räumfahrzeuge und ein Bergungsteam für eure Sicherheit …
Die Straße dorthin ist eine wahre Augenweide. Die Sonne stand für ihre Verhältnisse hoch am Himmel und kleine Wölkchen zogen im, immer stärker werden, Wind schnell über den pastellblauen Himmel. Die Strecke schlängelte sich über Berge und durch verschneite Täler. Hin und wieder durchbrachen dunkelblaue, fast schwarze Seen die ansonsten weiße Landschaft. Wir tuckerten langsam die vollkommen vereiste Straße entlang. Zwei Autos kamen uns auf dieser Strecke entgegen. Niemand sonst war unterwegs.


Wir brauchen fast 50 Minuten für die eigentlich kurze Strecke. Angekommen am Konvoiplatz, war die Schranke aber nicht verschlossen, sondern die Durchfahrt frei. Wir mussten also nicht auf die Kolonne warten. Der Anstieg machte uns aber große Sorgen. Wir waren auf dem Weg hierher bereits extrem gerutscht und aus dem Wind war mittlerweile ein Sturm geworden. Nachdem wir bei der letzten seichteren Steigung schon Traktionsprobleme hatten, entschieden wir uns Schneeketten aufzuziehen, um auf dem Eis mehr Grip zu bekommen.

Dann ging´s endlich auf das letzte Stückchen zum Kap. Ungefähr 12 km mussten wir nun durch eine Landschaft fortsetzen, die nur der Beschreibung „Eiswüste“ gerecht wird. Die erste und steilste Steigung brachte uns aber schon an den Rand der Verzweiflung: Auch mit Schneeketten drehten Rüdis (nagelneue) Winterreifen alle paar Meter durch und fanden keinen Halt. Hin und wieder rutschen wir sogar ein Stück rückwärts die Straße hinunter. Erst als Tim ganz dicht am rechten, schneebedeckten Straßenrand fuhr, kamen wir endlich vorwärts. Der Wind trieb uns aber immerwieder von dieser Idealline ab. Während Tim Rüdi über den steilen Pass manövierte, musste ich mich ablenken. Also konzentrierte ich mich auf´s Fotografieren. Als schlechte Befahrerin kenne ich mich ja schon, aber in dieser Situation brach bei mir nackte Panik aus. Auch Tim war mehr als beunruhigt und das wiederum beunruhigte mich noch viel mehr. Nur eine winzige Leitplanke trennten den hin und her rutschenden Rüdi vom tiefen Abhang neben uns. Als wir es endlich nach oben geschafft hatten, war die Erleichterung groß. Wir stiegen aus, kontrollierten die Schneeketten und konnten dabei auf dem Eis kaum gegen den Sturm ankämpfen. Auf dem Plateau wurde Rüdi nun richtig hin und her geschüttelt und sogar, im Stand, auf der glatten Fahrbahn verschoben! Kein Haus, keine Schutzmöglichkeit – wir mussten schnell weiter.


Abgesehen vom Sturm war die Umgebung aber mal wieder der Hammer. Die komplette Ebene war 100% mit Schnee bedeckt, den der Wind vor uns über die Straße trieb. Alles um uns herum wirkte surreal und wie aus einer anderen Welt. Das Licht der untergehenden Sonne blendete uns und ließ die Wolken wie wilde Pinseltupfer in einem wunderschönen Gemälde aussehen. Der Schnee refektierte das Restlicht und schimmerte Rosa und Orange.


Die Straße war an einigen Stellen von Schneeverwehungen bedeckt durch die wir aber, dank der Schneeketten, super durchkamen. Die Sonne senkte sich schon, als wir das Nordkapp endlich in der Ferne sehen konnten.
Wir durchfuhren die Schranke und am kleinen Kassenhäuschen wurde uns erklärt wie teuer der Eintritt zur Nordkaphalle ist, wo wir Toiletten finden und wo wir parken können. Der Zutritt zum Nordkap generell war frei, lediglich die Nordkaphalle mit Souvenirshop, Restaurant, Museum und Kino kostete 330 NOK.
… Nachtrag: Parken ist seit 2024 nicht mehr kostenfrei. Die liebe Kaddy von @the.vantastic.two hat dazu vor Ort am 3. August 2024 eine neue Preisliste geteilt. Die Preise findest Du unter diesem Beitrag …
Die Suche nach einem Parkplatz war nicht sonderlich schwer. Außer uns standen nur 5 weitere Autos und zwei Reisebusse auf dem Parkplatz. Da wir vor hatten, hier zu übernachten, stellen wir Rüdi etwas abseits der anderen Fahrzeuge ab und machten uns fertig, um das Kap zu entdecken.




Der Wind pustete heftig, gefrorener Schnee, der sich wie kleine Nadelstiche auf unserem Gesicht anfühlte und eisige Luft wehte uns entgegen. Es war 13:30 Uhr. Die Sonne war bereits hinter den weißen Hügeln der Insel Magerøya verschwunden und färbte den Himmel zum offenen Meer Zartrosa und Richtung Süden in loderndem Rot-Orange. Wir kämpften uns bis zur Weltkugel, dem wohl berühmtesten Ort am Kap, um das obligatorische Foto zu knipsen. Wir waren ganz alleine. Die überigen Besucher hatten sich alle vor der Witterung ins Warme geflüchtet und so konnten wir diesen besonderen Ort in aller Ruhe genießen. Die Wege sind nur spärlich vom Schnee befreit, daher war unsere Bewegungsfreiheit etwas eingeschränkt. Lediglich der Weg zur Weltkugel und um die Nordkaphalle war geräumt. Im Sommer gibt es hier aber noch mehr Denkmäler zu entdecken und man kann zudem zum „echten Nordkap“ wandern, das eigentlich auf der Landzunge im Westen liegt. Dies blieb uns leider verwehrt, wir werden dafür aber auf jeden Fall noch einmal wiederkommen.
Als wir mit unserer Mini-Erkundungstour fertig waren, reisten die Busse gerade ab und die Angestellten der Nordkaphalle machten sich ebenfalls für den Feierabend bereit. Das Besucherzentrum schließt im Winter um 15 Uhr, also machten wir es uns in Rüdi gemütlich und vertagten unseren Besuch im Museum auf den nächten Morgen.
Der sollte aber etwas anders werden als geplant…


Eine Nacht alleine am Nordkap
Um 15.30 Uhr waren wir nun ganz alleine. Die Schwärze der Nacht hüllte uns ein und es wurde still am Ende der Welt. Am Abend sollte der Wind nachlassen und die Chance auf Polarlichter war heute größer denn je. Wir waren aufgeregt und machten alles bereit um schnell raushüpfen zu können, wenn es soweit wäre. Bei einer heißen Suppe ließen wir den Tag und seine Hochs und Tiefs Revue passieren und konnten irgendwie noch garnicht fassen, wo wir gerade waren.
Um kurz vor 6 ließ die Aurora App ihren Warnton hören und wir zogen schnell unsere Schichten an, um die Show nicht zu verpassen. Der Wind hatte nachgelassen, wie vorhergesagt und wir stapften durch die Schneeverwehungen direkt auf die Weltkugel zu, um die wunderschöne Lady Aurora beim Tanz zu bewundern. Und sie war überpünktlich und hoch motiviert heute Nacht richtig abzuliefern …

Wir waren absolut paralysiert von der Macht des Lichtspektakels über unseren Köpfen. Am Abend zuvor war es schon so wahnsinnig schön gewesen, aber diese Nacht setzte allem die Krone auf. So hell und leuchtend grün haben wie die Aurora noch nie mit bloßen Auge sehen können. Man kann nur erahnen was die Menschen, die den Norden vor Jahrtausenden bewohnten, gedacht haben müssen, als sie zum ersten Mal die Polarlichter beobachtet haben. Selbst heute, da wir wissen wie sie entstehen, ist es ein Moment voller Ehrfurcht und Staunen über dieses Naturphänomen.



Nach 1,5 Stunden in der dunklen Kälte, unzähligen Fotos und tiefer Zufriedenheit in unseren Herzen frischte der Wind schnell auf und wurde innerhalb kürzester Zeit wieder zu einem ausgewachsenen Sturm. Tim hatte sich aber noch etwas Besonderes vorgenommen: Mitten im stechenden Schneesturm und unter den tanzenden Nordlichtern ging er auf die Knie… Diesen Moment werde ich nie vergessen. Spektakulärer hätte ein Heiratsantrag in meinen kühnsten Träumen wohl nicht sein können. Es war einfach alles perfekt und natürlich hab ich „Ja“ gesagt. (Ich wollte ja schließlich wieder nach Hause 😂)
Leider konnten wir den Augenblick nur wenig genießen. Ein bisschen beduselt vom gerade Erlebten und dem emotionalen Moment machten wir uns aber schnell wieder auf zu Rüdi. Das war auch allerhöchste Eisenbahn, denn diese Nacht sollte es weder Schlaf noch Erholung geben. Die Wetter App zeigte aus dem Nichts eine Sturmwarnung für die nächsten 48 Stunden an…
Zurück im Van machten wir alle Luken dicht und stellten nochmal sicher, dass die Handbremse angezogen war. Jetzt ging es los. Rüdi wurde die ganze Nacht wie wild durchgeschüttelt. Die Türen in Windrichtung konnten wir nicht mehr öffnen, da sie vom Sturm zugedrückt wurden. Öffnen wäre wahrscheinlich auch keine gute Idee gewesen. Also saßen wir erstmal fest. Wir hatten 20 Uhr, noch über 12 Stunden bis zum Sonnenaufgang. Wir waren uns auch nicht sicher, ob das Besucherzentrum, bei dieser Wetterlage, am nächsten Tag überhaupt öffnen würde. Also versuchten wir erstmal die Nacht zu überstehen.
Wir haben kein Auge zugemacht. Die Orkanböen ließen Rüdi wie auf einem Wackelpudding hin und her wanken. Manchmal traf ein größeres Stück Eis die Karosse und knallte laut. Wir wurden so stark durchgeschüttelt, dass wir Angst hatten zu kippen. Wir waren noch nie so glücklich über den Morgen wie an diesem Tag. Als es um kurz vor 9 einen Moment windstiller wurde, nutzten wir die Gelegenheit mit Floki rauszugehen und abzuchecken, ob schon Mitarbeiter des Besucherzentrums angekommen waren. Wir konnten weder den Parkplatz neben uns, noch die Nordkaphalle durch den Schneesturm erkennen.


Der Rückweg
Tatsächlich war bereits jemand da! Der nette Mitarbeiter erklärte uns, dass gleich ein Schneepflug käme und wir diesem auf seinem Rückweg folgen könnten. Und so war es auch! Der Wind wurde schwächer und durch den dicken Nebel des aufgewirbelten Schnees konnten wir das Warnblinklicht des nahenden Schneepflugs erkennen. Unsere Chance das Kap noch heute zu verlassen. Also schwangen wir uns schnell in die Fahrerkabine und machten uns mit gemischten Gefühlen auf den Rückweg, der wider unserer Erwartungen ganz problemlos verlief.
Als wir fast wieder in Honningsvåg angekommen waren, konnten wir aber unseren Augen nicht trauen: Ein Radfahrer kam uns entgegen. Wie hart muss man drauf sein? Größten Respekt an Dich, wer auch immer Du warst!


Endlich hatten wir es geschafft und den schwierigen Teil der Strecke hinter uns gelassen. Nun konnten wir ein wenig aufatmen! Die letzten Tage steckten uns jedoch sehr in den Knochen und wir beschlossen, unsere Reise nicht wie geplant nach Alta fortzusetzten und erstmal auf dem kleinen Campingplatz in Olderfjord wieder Kraft zu sammeln und einen Zwischenstopp einzulegen. Auf dem Weg dorthin zeigte sich die Sonne und es schien, als wäre der Sturm der letzten Nacht nur ein böser Traum gewesen.

Was ein Erlebnis! Immernoch überwältigt vom all diesen extremen Eindrücken und wunderbaren Erlebnissen gönnten wir uns in Olderfjord eine heiße Dusche, eine große Mütze voll Schlaf und etwas Entspannung nach diesem Abenteuer! – Manchmal sind es die kleinen Dinge, die glücklich machen.
Infos zur Tour
Streckenabschnitt
Olderfjord – Nordkap
Wegstrecke
127 km
Jahreszeit
Mitte November
Temperatur
Höchsttemperatur: 2°C
Tiefsttemperatur: -8°C
Ausrüstung (Fahrzeug)
Winterreifen (Pflicht), Schneeketten, Spaten
Öffnungszeiten
Nordkaphalle
1.1. – 17.5. …………………11-16 Uhr
18.5. – 18.8. ……………….11-1 Uhr
19.8. – 31.8. ……………….11-23 Uhr
1.9. – 15.9. ………………….11-20 Uhr
16.9. – 30.9. ……………….11-17 Uhr
1.10. – 31.12. ……………..11-15 Uhr
Preise
Nordkaphalle
Erwachsene …………………330 NOK
Kinder 0-6 …………………….frei
Kinder 7-15 …………………..90 NOK
Familie (2 Erw. + 2 K.) …750 NOK
Studenten/Militär………..200 NOK
Außenbereich p.P…………17 NOK
Parken
Auto ………………………………125 NOK
Camper …………………………175 NOK
Motorrad ………………………50 NOK
Stand 03. August 2024.
Dankeschön an Kaddy von @the.vantastic.two für die Infos! 🙂
Tipps
Du solltest vorher Wasser, Lebensmittel, Tank und Batterie auffüllen. Bei schwierigen Wetterbedingungen kann es sein, dass Du dort unfreiwillig mehr Zeit einplanen musst!
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