Abisko Nationalpark –

zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis

Stand 21. August 2024

Unser ganz persönlicher Herzensort in Schweden

Wir besuchen in diesem Beitrag den Abisko Nationalpark, machen eine kleine Wanderung durch die wunderschöne Natur des Parks und teilen Eindrücke aus Herbst 2022 und Winter 2023 mit Dir!

  • Der Weg nach Abisko
  • Die Wanderung
  • Bildergallerie: Abisko Winter – Eine schneebedeckte Schönheit
  • Bildergallerie: Abisko im im Herbst – Ein Meer aus Orange

Der Weg nach Abisko (aus Norwegen)

Auf unserem Weg von den Lofoten weiter nach Schweden kamen wir, im September 2022, das erste Mal in den Abisko Nationalpark. Direkt am südlichen Ufer des Torneträsk, dem sechst-größen See Schwedens, liegt der kleine verschlafene Ort Abisko und der, im Westen, angenzende Nationalpark.

Ein landschaftliches Highlight

Allein die Fahrt dorthin, über die norwegisch-schwedische Grenze, durch das malerische Bjørnfjell ist wunderschön. Die E10 schlängelt sich durch felsiges Gebiet, das immer wieder durch Seen und Ebenen durchbrochen wird. Die Seen glitzern in der Sonne zwischen den, mit Flechten bewachsenden, schroffen Bergen, die scheinen als hätte man Sie von Menschenhand in die Landschaft geschlagen.

Als wir denselben Weg im November einschlugen und uns auf den vertrauten, wunderschönen Anblick des Fjells freuten, wurden wir hier von einer ganz besonderen Stimmung vom Hocker gehauen. Die Sonne, die Mittags bereits hinter den Bergen verschwunden war, beleuchtete eine unglaubliche Szenerie: Sie lies Wolken und Nebelschwaden Orange leuchten und tauchte die Welt um uns herum in das schönste Dämmerlicht.

Im September stand die Sonne hingegen noch hoch am Himmel, und dicke weiße Wolken zogen über den zyanblauen Himmel. Er roch bereits nach Herbst und frischer Bergluft. Wir tuckerten langsam über das wunderschöne Fjell, um bloß keine Aussicht zu verpassen. Unzählige Rentiere, haben unsere Fahrt dabei immer wieder ausgebremst. Die entspannten und sturen Tiere ließen sich Zeit, um die Straße zu überqueren und waren durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Sie kamen so nah und waren sehr neugierig und schienen keine Angst vor Fahrzeugen zu haben. Im Winter sind die Straßen besonders voll von Rentieren, die das Eis/Salz- Gemisch von der Straße lecken. Anscheinend eine echte Delikatesse.

Als sie uns endlich passieren ließen, gab die nächste Kurve einen ganz besonderen Anblick frei: Eine endlose Weite, ein Meer aus tausenden, vom nahenden Herbst bereits völlig Orange gefärbten, kleinen Birken und das gewaltige Berg-Panorama im Norden des blauen Torneträsk ließen uns denken, wir wären urplötzlich in Alaska gelandet und ließ unsere Münder weit offen stehen.

Wir hatten schon viel gelesen und zu diesem Gebiet recherchiert, aber der wahrhaftige Anblick verschlug uns einfach die Sprache. Das Lichtspiel der Herbstsonne auf den entfernten Berggipfeln und der Himmel der sich im Wasser des Torneträsk spiegelte. Dazu das leuchtende Herbstlaub. Wir waren im Paradies gelandent! In diesem Augenblick habe ich eine Verbundenheit zu diesem Ort gefühlt, wie bisher noch an keinem anderen. So ist es auch bis heute geblieben und mein Herz macht heute noch einen Hüpfer beim Gedanken, an diese Ort zurück zu kehren.

Die Fahrt ging weiter am südlichen Ufer des Torneträsk entlang und wir wurden mit so vielen Regenbögen hier im Norden Schwedens begrüßt, wie ich sie noch nie zuvor, in so kurzen Zeit, gesehen habe. Das Wetter war unbeständig, aber das störte uns in diesem Moment nicht, denn wir waren damit beschäftigt diesen Anblick aufzusaugen.

Herbst in Abisko.
Herbst in Abisko.

Auch als wir die Route bei Schnee und Dämmerlicht ein Jahr später befuhren, waren wir immernoch tief beeindurckt, wie sich Landschaften mit den Jahreszeiten verändern. Im Hinterkopf noch das Farbenspektakel aus dem letzten Herbst, waren wir überglücklich, diesen Ort im Winter erleben zu dürfen. Eine Welt in Schwarz-Weiß, die nur durch das Licht der Sonne in Pastellfarben gehüllt wird. Mal ganz zart und mal mit unglaublicher Farbintensität.

Winter in Abisko.
Winter in Abisko.

Wir fuhren weiter entlang der E10 und machten in Abisko einen Zwischenstopp um einzukaufen und zu tanken. Das ist in Abisko recht leicht, denn alles was es gibt ist ein einziges Geschäft. In der Godisfabriken, der „Süßigkeitenfabrik“, fanden wir alles was wir benötigen. Hier kann man einkaufen, tanken, Post versenden, Internet aufladen und auch einen Spirituosenshop gibt es hier. Warum der Laden Godisfabriken heisst, wird aber auf dem Weg zu Kasse sofort klar: Die halbe Ladenfläche besteht aus Regalen und Tischen bis obenhin voll mit Süßigkeiten. So viel Auswahl hatte ich noch nie gesehen. Lebensmittel sind an so abgelegenen Orten immer teurer, trotzdem lohnt sich der Besuch absolut!

Nachdem wir unsere Vorräte aufgefüllt hatten suchten wir uns ein paar Kilometer hinter Abisko einen Schlafplatz. Zum Glück war es fast menschenleer. Die Saison war zu Ende und wir hatten freie Platzwahl. An der E10 gibt es viele Parkplätze auf Straßenniveau, wir entschieden uns aber für einen kleinen Schotterplatz unterhalb der Straße mit Zugang zum See. Von hier aus wollten wir morgen zum Beginn der Wanderung durch den Nationalpark starten.

An den Ufern des Sees stehen allerhand kleine Hütten. Diese Holzhäuschen werden im Winter, auf Kufen, auf den zugefrorenen See hinaus gezogen, um den Eisanglern Wetterschutz zu bieten. Wir genossen den kühlen Septemberabend am See bei einem Wein. Den Blick auf die, von der Abendsonne beschienenen Berge im Norden. Ein perfekter Ort zur perfekten Zeit!

In der kalten Jahreszeit mussten wir allerdings etwas länger nach einem Parkplatz suchen. Die Parkplätze an der Straße sind nur selten geräumt und auf einem haben wir uns in der Nachmittagsdämmerung sogar festgefahren, nachdem wir die Dicke der Schneedecke falsch eingschätzt hatten. Ein guter Spaten und Schneeketten waren aber unsere Rettung und nach 45 Minuten konnte die Fahrt weitegehen. Wir fanden am östlichen Zipfel des Torneträsk einen ruhigen Parkplatz mit Feuerstelle, an der wir uns bei -12°C am Abend um ein wärmendes Feuer kuschelten. Am nächsten Morgen konnten wir dann auch den Blick auf den eisigen See bestaunen.

Winter am Torneträsk.

Am nächsten Morgen waren wir schon früh aus den Federn, Wir wollten den sonnigen Vormittag für die Wanderung nutzen, da es sich gegen Ende des Tages zuziehen sollte. Also frühstückten wir ausgiebig und dann ging´s los.

Die Wanderung

Angekommen am Besucherzentrum des Nationalparks schnürten wir unsere Wanderstiefel und machten uns, mit ein bisschen Proviant bewaffnet, auf den Weg. Direkt an der Touristeninformation kannst Du ein besonderes Hightlight besuchen. Hier oben in Abisko beginnt der berühmte Kungsleden, ein 470 km langer Fernwanderweg durch die beeindruckende Landschaft Nordschwedens. Diesen werden wir auf dem Rückweg ebenfalls bewandern.

Hier beginnt der berühmte Kungsleden, der Königsweg.

Vom Parkplatz geht es dann direkt los in die karge aber wunderschöne Natur des Parks.

Wie herum Du die Wanderung läufst, bestimmt wann Du an den Hihlights vorbeikommst. Wir sind den Weg bereits in beide Richtungen gelaufen und würden Dir empfehlen, im Uhrzeigensinn zu gehen und den Canyon am Schluss zu besuchen. Warum erfährst Du später!

Wir hielten uns ganz links und kamen über eine kleine, sehr leichte Steigung in einen kleinen Wald voller kleiner krummer Birken, die wie knorrige Hände aus der dunklen Erde wuchsen. Im Herbst bedecken hier die kleinen orangen Blätter der Bäume den Waldboden und machen den Weg etwas rutschig, im Winter hingegen liegen altes Laub und der wurzelige Weg unter vielen Zentimetern Schnee, der auf den gewohnten Pfaden aber so ausgetreten ist, dass es sich hier auch später und früh im Jahr gut wandern lässt.

Eine ganze Weile geht es nun durch das kleine Wäldchen. Die Bäume hier oben wachsen sehr viel langsamer als südlich des Polarkreises und erreichen teilweise erst mit über 100 Jahren ihre volle Reife. Sehr groß werden sie aber trotzdem nicht, denn das strenge Wetter und die kurzen Sommer halten sie „windschnittig“ klein.

Immer wieder wir der Wald durch kleine Steg-Abschnitte unterbrochen, so dass trotz der eher einheitlichen Bewachsung keine Langeweile aufkommt. Außerdem zeigt sich auf dieser Wegstrecke schon bald das Panoranma des Gebirges, welches das Herz des Abisko Nationalparks bildet. Diese wunderschöne Aussicht hast Du allerdings nur, wenn Du die Runde mit dem Uhrzeigersinn läufst. Gut die Halbe Strecke der gesamten Wanderung führt so über Ebenen, Wälder und kleine Moore.

Wie in allem schwedischen Nationalparks sind hier viele Tiere heimisch und wir hatten das Glück, im Herbst, eine aufgeschreckte Elch-Dame beobachten zu können, die aber schnell Reißaus nahm. So wahnsinnig bunt der Herbst hier ist, so ein krasser Kontrast ist der Winter. Es ist absolut still, als hätte der Schnee die ganze Welt in Watte gepackt. Keine anderen Wanderer waren unterwegs. So konnten wir einen Fuchs im Winterpelz durch die schneebedeckte Weite streifen sehen.

Als wir endlich am Fluss Abiskojåkka ankamen, der durch den gesamten Park führt, war die Aussicht einfach fantastisch. Der rauschende Fluss, dahinter die Berge… Hier habe ich das erste Mal seit langer Zeit Ruhe und Frieden wirklich spüren können. Ich bin absolut nicht spirituell, aber hier habe ich mich tatsächlich sofort wohl gefühlt. Kein Wunder also das der Ausichtsplatz auch Meditationsplatz genannt wird. Hier wirken ganz bestimmt besondere Kräfte. Außerdem befanden wir uns nun mitten auf der ersten Etappe des Kungsleden.

Abiskojåkka im Herbst.
Abiskojåkka im Winter.
Der Aussichtspunkt im Winter.
Der Aussichtspunkt im Herbst.

Der Weg führte durch den Birkenwald am Fluss entlang. Der türkise Fluss schlängelte sich während unseres ersten Besuchs, im September 2022, durch ein Meer aus Orange im Herbst und über ein Jahr später, halb gefroren, durch die stille Kälte des arktischen Winters 2023. Diese Wanderung ist zu jeder Jahreszeit einfach wahnsinnig schön. Im Wintern formt die Strömung bizarre Eisskulpturen auf die Wasseroberfläche des Abiskojåkka, die vom Restlicht rosa beschienen werden. Sie ließen die ganze Szernerie wie aus einem wirren Traum erscheinen.

Eisskulpturen auf dem Abiskojåkka

Immer wilder wird der Abiskojåkka, bis wir um die Kurve bogen, die den Blick auf den Grund freigibt. Eine tosende Schlucht gräbt sich durch das bewaldete Gebiet. Im Herbst wie Winter ist diese Stelle deswegen unser absolutes Hightlight. Das Wasser schießt Türkisblau und mit weißer Schaumkrone durch die felsigen Klippen. Ein absolutes Naturschauspiel. Hier findest Du sehr viele tolle Fotospots für Dein perfektes Erinnerungsfoto!

Hier waren wir nun auch am Ende der kleinen Wanderung angekommen und machten uns wieder auf den Weg zu Parkplatz, wo wir uns mit einem heißen Gertränk aufwärmten, bis wir unseren Weg nach Kiruna fortgesetzt haben.

Fazit

Die Wanderung durch den Nationalpark ist einfach aber trotzdem wunderschön. Man benötigt keine Ausrüchtung im Herbst wie Winter und muss je nach dem wie viele Pausen man macht knapp 2-3 Stunden enplanen. Wir empfehlen die Runde mit dem Uhrzeigersinn zu laufen, damit du möglichst die beste Aussicht auf das Gebirge hast.

Abisko Winter – Eine schneebedeckte Schönheit

Abisko Herbst – Ein Meer aus Orange

Infos zur Wanderung

Start

Besucherparkplatz (62°51’01.6″N 25°29’20.8″E)

Wegstrecke

6,3 km

Zeit

1:40 Std.

Steigung

30 hm

Ausrüstung/Erfahrung

keine

Hunde erlaubt

Nur vom 1. Januar – 30. April. Ganzjährig angeleint auf nur auf markierten Wanderwegen.

Jahreszeit

Juni

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Kategorie: Wandern


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